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Ii. Frankreich als Kaiserreich.
an Frankreich verloren; Napoleon bildete daraus die sogenannten Jllyrischen Provinzen. Salzburg wurde an Bayern, Westgalizien an das Großherzogtum Warschau abgetreten. Österreich hytte seinen Anteil am Meere und seine natürlichen Grenzen eingebüßt.
^Jn diesen Krieg fällt der heldenmütige Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer.
Die allzeit treu österreichische Grafschaft Tirol war von Napoleon Österreich genommen und Bayern gegeben worden. Die bayrische Regierung machte sich durch viele Änderungen mißliebig. Führer des Aufstandes war Andreas Hofer, Besitzer des Wirtshauses Am Sand zu St. Leonhard im Passeiertal. Er war mit einigen Landsleuten in Wien gewesen, wo ihnen ein Plan zum Aufstande Tirols vorgelegt wurde, ,den sie dann mündlicb überall in Tirol bekannt machten. Hofer rief kjem Tal am bestimmten Tage zum Aufstand auf, griff die abziehenden Bayern an und nahm viele gefangen. Mit französischer Hilfe besetzten die Bayern Tirol wieder, wurden aber durch die Schlacht am Jselberge gezwungen, das Land zu verlassen.
Die Niederlage bei Wagram zwang Österreich zum Friedensschlüsse. Tirol mußte es in den Händen der Bayern, der Verbündeten Napoleons, lassen. Kaiser Franz forderte nun selbst die Tiroler zur Unterwerfung unter Bayern auf. Hofer gehorchte. Als ihm aber falsche Nachrichten von dem Herannahen eines österreichischen Heeres zukamen, erhob er noch einmal die Fahne des Aufstandes, doch unterlagen die treuen Tiroler der bayrischen und französischen Übermacht. Andreas Hofer floh mit Weib und Kind in eine Sennhütte, weil er Tirol nicht verlassen wollte. Zwei Monate hielt er sich dort verborgen, bis er von einem übelwollenden Landsmanne den Franzosen verraten wurde. Er wurde nach Mantua gebracht, vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. Mit unverbundenen Augen sah er der tödlichen Kugel entgegen; erst der dreizehnte Schuß machte seinem Leben ein Ende. Seine Leiche wurde in der Hofkirche zu Innsbruck beigesetzt. Hofers Tod besingt das überall bekannte Lied von Mosen:
„Zu Mantua in Banden der treue £}ofer war."
Ähnlich dem Auftreten Hofers ist das des preußischen Majors Ferdinand von Schill. In Sachsen, in der Nähe von Dresden gebürtig, war er in preußische Dienste getreten, war bei Auerstädt verwundet worden und hatte nach seiner Genesung die Erlaubnis bekommen, eine Freischar zu bilden. Mit dieser führte er den sogenannten kleinen Krieg mit Erfolg und Geschick in der Umgegend von Stralsund, als diese Festung von den Franzosen belagert wurde. Zum Lohn für seine Dienste wurde er nach dem Frieden von Tilsit zum Befehlshaber des Leibhusarenregiments in Berlin ernannt.
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9. Die Befreiungskriege.
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vor Kälte erstarrt nieder, viele fanden ihren Tod in den Fluten der Beresina; nur etwa 50 000 sahen die Heimat wieder. Der russische General Diebitsch, der die Flüchtigen verfolgte, schloß in einer Mühle bei Tauroggen an der russischen Grenze mit dem preußischen General Aork einen Neutralitätsvertrag. Dieser Vertrag, der ohne Vorwissen des Königs geschlossen wurde, war die Einleitung zu dem Bündnisse Preußens und Rußlands gegen Napoleon.
9.- Die Befreiungskriege.
Im Februar 1813 wurde zwischen Preußen und Rußland ein Bündnis zum Kriege gegen Napoleon geschlossen. England versprach Hilfe. Da in Berlin ein französisches Heer lag, verlegte der König seine Residenz nach Breslau. Am 17. März rief er das preußische Volk zum Kriege auf. In dem Aufrufe heißt es:
„Ss wenig für mein treues Volk als für alle Deutschen bedarf es einer Rechenschaft über die Ursache des Krieges, welcher jetzt beginnt. Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs; der Friede schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg; das Mark des Landes ward ausgesogen, der Ackerbau sowie der Kunstfleiß der Städte gelähmt, die Hauplfestnngen blieben vom Feinde besetzt. Übermut und Treulosigkeit vereitelten meine besten Absichten, und nur zu deutlich sahen wir, daß Napoleons Verträge mehr noch als seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wißt, was euer trauriges Los fein wird, wenn wir den Kampf nicht ehrenvoll endigen! Große Opfer werden von allen gefordert werden, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für welche wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu fein. Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsre Existenz, unsre Unabhängigkeit und unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang, weil ehrlos der Preuße und Deutsche nicht zu leben vermag. Mit Zuversicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester Wille werden unsrer gerechten Sache den Sieg verleihen und mit ihm die Wiederkehr einer glücklichen Zeit."
Bald darauf erließen auch die preußischen Prinzessinnen einen Aufruf zur Gründung eines Frauenvereins, der die Mittel zur Kriegsrüstung beschaffen sollte. Die Seele des Unternehmens war Prinzessin Marianne, die Gemahlin des Prinzen Wilhelm, des jüngsten Bruders des Königs. Der Aufruf lautet:
„Das Vaterland ist in Gefahr! So sprach der König zu seinen getreuen, ihn liebenden Untertanen, und alles eilt herbei, um es dieser Gefahr zu entreißen. Männer ergreifen das Schwert und reißen sich los aus dem Kreise ihrer Familien, Jünglinge entwinden sich der zärtlichen Umarmung liebender Mütter, und diese, voll edlen Gefühls, unterdrücken die heilige
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Breslau Frankreichs Napoleons Pommern
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V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
^I)as Heer Bazaines wurde geschlagen am 14. August bei Eo-lombey - Nonilly, am 16. August zwischen Mars-la-Tour und Vionville, am 18. August bei Gravelotte und Saint-Privat. Die genannten Schlachtorte liegen in der Umgebung von Metz. Bazaine mußte sich nach Metz zurückziehen. Prinz Friedrich Karl belagerte die Festung Metz.
Sieger in der Schlacht bei Colombey war General von Steinmetz, bei Mars-la-Tour siegte Prinz-Friedrich Karl, in der Schlacht bei Gravelotte führte König Wilhelm selbst den Oberbefehl.
Unterdessen hatte Marschall Mac Mahon bei Chalons an der Marne ein neues Heer gesammelt, mit dem er nach dem Willen der französischen Kriegsleitung Bazaine zu Hilfe kommen sollte. Er versuchte in nordöstlicher Richtung auf weitem Umwege Metz zu erreichen. Die deutsche Heeresleitung erhielt rechtzeitig Kunde von der Absicht Mac Mahons. Sie unterbrach den Marsch nach Paris und wandte sich gegen Mac Mahon. Ein Teil seines Heeres wurde am 30. August bei Beaumont erfolgreich angegriffen und am 1. September bei Sedan seine ganze Armee glorreich besiegt und kriegsgefangen gemacht. .
Die Schlacht bei Sedan. Die Stadt Seoan war vor dem Französischen Kriege wenig bekannt. Sie ist eine der zahlreichen Festungen, die sich gegen die belgische Grenze in nordwestlicher Richtung hinziehen. Durch die Stadt fließt die Maas. Sedan gegenüber, auf dem linken Maasufer, liegt das Dorf Torcy, füblich von Sedan die Dörfer Balan und Bcizeilles, westlich Donchery; eine Menge Dörfer umgibt die Stadt im Kreise. Sedan liegt im Tale, die Umgebung ist gebirgig; wir befinben uns in den Ardennen.
Bereits am 31. August 18701) waren bestimmte Nachrichten im Hauptlager des Königs von Preußen eingetroffen, daß die Armee des Marschalls Mac Mahon in bei* unmittelbaren Umgebung von Sedan versammelt sei. Deshalb würden noch in der Nacht einem Teile der beutfchen Truppen Marschbefehle erteilt, so daß sie am frühen Morgen kampfbereit waren.
Bon französischer Seite war für den 1. September keine Schlacht in Aussicht genommen; Marschall Mac Mahon hatte biesen Tag als Ruhetag für die ganze Armee bestimmt, aber die Verhältnisse brängten zum Kampfe. Schon um 4 Uhr morgens begannen die Bayern bamit bei dem Dorfe Ba-zeilles; um 6 Uhr griffen die Sachsen ein bei La Moncelle, dann die Preußen und Württembergs. Bis 4 Uhr nachmittags bauerte der Kampf, der sich um die Dörfer in der Umgebung von Seban abspielte.
Auf beutscher Seite nahmen an dem Kampfe teil: die dritte Armee unter dem Oberbefehle des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen und die Maasarmee, die von dem Heere des Prinzen Friedrich Karl abgezweigt worben war und vom Kronprinzen Albert von Sachsen befehligt würde. König Wilhelm hatte sich mit dem Großen Generalstabe auf einer Anhöhe bei dem Dorfe Fr^nois eingefunben, wo er die Bewegungen der Schlacht überblicken konnte.
!) Benutzt: Der Deutsch-Französiscke Krieg 1870—71. Redigiert von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Generalstabes. I, 2.
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V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I
Auf französischer Seite wechselte die oberste Leitung der Schlacht zweimal. Marschall Mac Mahon war kurz vor 6 Uhr morgens von einem Granatsplitter verwundet worden und hatte dem General Ducrot den Oberbefehl übertragen. Als General Wimpfsen dies erfuhr, zeigte er dem General Ducrot eine Vollmacht des Kriegsministers, wonach ihm im Fall einer Behinderung des Marschalls die Heeresleitung übertragen sei. General Ducrot trat sie ihm ohne weiteres ab.
Gleich nach Mittag gewann General Wimpffen die Überzeugung, daß er sich mit seinem Heere in den Stellungen um Sedan herum nicht behaupten könne. Deshalb versuchte er einen Ausweg auf Carignan zu. Er setzte davon den Kaiser Napoleon in Kenntnis und bat ihn, sich an die Spitze der Truppen zu stellen, die es sich zur Ehre anrechnen würden, ihm den Weg durch das deutsche Heer zu bahnen. Der Kaiser antwortete ablehnend, weil er das vorgeschlagene Unternehmen für nutzlos hielt. Der tapfere General Marguerite suchte durch einen kühnen Reiterangriff die deutschen Linien bei dem Dorfe Jlly zu durchbrechen. Der Durchbruch mißlang, der General selbst fiel. Das französische Heer war vollständig nmziugelt von Bazeilles ab über La Moncelle, Givonne, Jlly, Saint-Menges, wie Karte 4 zeigt. Gegen 4 Uhr nachmittags befahl König Wilhelm, die Festung Sedan zu beschießen. Sobald die Flammen an einigen Stellen der Stadt emporschlugen, zogen die Franzosen die weiße Fahne auf, und die Schlacht hatte ein Ende.
König Wilhelm ließ den französischen Oberbefehlshaber zur Übergabe der Armee und der Festung auffordern. Kaiser Napoleon schickte an seinen siegreichen Gegner folgenden Brief:
„Monsieur mon frere,
N’ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu’ä remettre mon epee entre les mains de Votre Majeste. Je suis de votre Majeste le von frere
Sedan, le 1 sept. 1870. Napoleon.“
König Wilhelm antwortete:
„Monsieur mon frere,
En regrettant les circonstances dans lesquelles nous nous rencontrons, j’accepte l’epee de Votre Majeste, et je la prie de vouloir bien nommer un de vos officiers, muni de vos pleins pouvoirs pour traiter de la capi-tulation de l’armee, qui s’est si bravement battue sous vos ordres. De mon cöte, j’ai designe le general de Moltke ä cet esset.
Je suis de Votre Majeste le von frere
Devant Sedan, le 1er septembre 1870.1) Guillaume.“
In der Villa Bellevue (Karte) bei Donchery begannen noch am späten Abend die Kapitulationsverhandlungen. Als deutscher Bevollmächtigter hatte sich General von Moltke dorthin begeben; auf Befehl Sr. Majestät des Königs wohnte auch Graf von Bismarck der Besprechung bei. Von französischer Seite
*) Beide Briefe nach dem Faksimile und dem Abdruck S- 313* des Generalstabswerkes.
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Extrahierte Ortsnamen: Mahon Sedan La_Moncelle Saint-Menges Sedan Sedan Villa_Bellevue
7. Der Französische Krieg 1870—1871.
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war infolge nochmals ergangener Aufforderung General Wimpffen mit mehreren Offizieren erschienen.
Schon auf dem Wege nach Donchery hatten Graf Bismarck und General von Moltke sorgfältig erwogen, inwieweit es möglich wäre, den nach tapferm Widerstand überwundenen Gegner zu schonen. Man blieb sich jedoch hierbei bewußt, daß die Franzofen eine erlittene Niederlage nicht verschmerzen würden, noch weniger aber eine gegen sie geübte Großmut.
General von Moltke forderte daher vor allem Niederlegen der Waffen und Kriegsgefangenschaft der französischen Armee. General Wimpffen erklärte hierauf, unter fo harten und die Ehre des französischen Volkes verletzenden Bedingungen den Abschluß einer Kapitulation nicht verantworten zu können; er machte den Vorschlag, man möge den Truppen das Versprechen abnehmen, in diesem Kriege nicht mehr gegen Deutschland zu dienen, und sie dann in ihre Heimat entlassen. Bei aller Geneigtheit des deutschen Bevollmächtigten, dem militärischen Gefühle des Gegners Rechnung zu tragen, stand aber die Überzeugung fest, daß es eines wirklichen Pfandes bedürfe, um das Ergebnis des errungenen Waffenerfolges im Interesse Deutschlands dauernd zu sichern. General von Moltke erklärte daher, an einer bedingungslosen Kapitulation festhalten und sie im Weigerungsfälle am nächsten Morgen mit den Waffen erzwingen zu müssen. General Wimpffen wurde ausdrücklich gestattet, die Stellungen des deutschen Heeres in Augenschein nehmen zu lassen, um sich von der Unmöglichkeit eines fernern Widerstandes zu überzeugen.
Graf von Bismarck trat den Ausführungen des Grafen Moltke bei. Den französischen Gegenvorschlag erklärte er als unannehmbar, weil sich bei den augenblicklich so unsicher» Zuständen des Landes eine neue Regierung entwickeln könne, die dann unter Nichtbeachtung des hier etwa geschlossenen Vertrages die ganze Bevölkerung zu beit Waffen rufen werde, wie dies im Jahre 1792 geschehen sei. Frankreich, das im Laufe der letzten Jahrhunderte wohl an zwanzigmal ohne triftigen Grund Deutschland den Krieg erklärt habe, werde auch diese Niederlage zu rächen suchen. Letzteres bedürfe daher sicherer Bürgschaften, um endlich im Frieden leben zu körnten.
General Wimpffen bat nunmehr um Bewilligung eines 24 ständigen Waffenstillstandes, damit er mit den übrigen französischen Generalen zu einem Kriegsrate zusammentreten könne.
General von Moltke lehnte auch dieses ab und kündigte schließlich für den Fall, daß die von ihm gestellten Bedingungen bis 9 Uhr morgens nicht angenommen wären, den Wiederbeginn des Kampfes an.
Um 1 Uhr nachts wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne zu einem bestimmten Ergebnisse geführt zu haben, und die französischen Bevollmächtigten begaben sich nach Sedan zurück. Da es indessen keinem Zweifel unterlag, daß die besiegte und fest umschlossene Armee sich den gestellten Bedingungen werbe fügen muffen, so würde der Wortlaut der letztem noch in der Nacht vom Großen Generalstabe des Hauptquartiers festgesetzt.
Am Morgen des 2. September hielten sich die beutscheit Truppen zur Wieberaustmhnte des Kampfes bereit; die Artillerie stanb schußfertig in ihren Stellungen. Da von französischer Seite noch immer kein Bevollmächtigter erschien, so würde ein Hauptmann nach Seban entsanbt, um dem General
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Extrahierte Personennamen: Graf_Bismarck Moltke Moltke Moltke Bismarck Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Donchery Deutschland Deutschlands Weigerungsfälle Frankreich Deutschland Sedan
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V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
Wimpffen mitzuteilen, daß die Feindseligkeiten um 10 Uhr vormittags Wiederbeginnen würden, falls bis dahin das Zustandekommen der Kapitulation nicht gesichert sei. Der französische Oberbefehlshaber weigerte sich dennoch, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, indem er sich auf eine Weisung des Kaisers berief, die Festung vor dessen beabsichtigter Unterredung mit dem Könige nicht zu verlassen. Als indessen der Hauptmann erklärte, daß er in solchem Falle den Auftrag habe, auf seinem Rückwege den vor Sedan befindlichen deutschen Truppen Befehl zum Feuern zu überbringen, entschloß sich General Wimpffen endlich zum Aufbruche.
Unter solchen Umständen traten die französischen Bevollmächtigten von neuem in die Verhandlungen ein. Mittlerweile war General von Moltke um 9 Uhr morgens Sr. Majestät dem König entgegen geritten, der den Entwurf der Kapitulation genehmigte und zugleich erklärte, daß er nur im Falle der Unterzeichnung zu einer Unterredung mit dem Kaiser bereit sei. Nachdem General von Moltke mit dieser Entscheidung im Schloß Bellevue eingetroffen war, erfolgte daselbst ohne fernern Widerspruch die Unterzeichnung der Kapitulation auf der am vorigen Abend von deutscher Seite aufgestellten Grundlage. General Wimpffen mußte anerkennen, daß seine Armee bei gänzlichem Mangel an Lebensmitteln und Schießbedarf und angesichts der sie umgebenden überlegenen Streitkräfte kaum noch widerstandsfähig sei, daß eine Fortsetzung des Kampfes daher nur zu nutzlosen Opfern führen könne.
Die gefangene französische Armee, noch 83000 Mann stark, wurde auf die Maashalbinfel Jges (Karte Nr. 4) geführt, dort entwaffnet und nach deutschen Festungen in die Kriegsgefangenschaft geführt. Die französischen Offiziere, die ihr Ehrenwort gaben, in diesem Kriege nicht mehr zu kämpfen, wurden in die Heimat entlassen; die dieses Ehrenwort nicht geben wollten, wurden kriegsgefangen. Kaiser Napoleon wurde unter dem Schutze deutscher Truppen zur belgischen Grenze und von da nach dem Schlosse Wilhelmshöhe bei Kassel als Kriegsgefangener geführt.
Der Sturz Napoleons Iii. Als in Paris die Kunde von der Schlacht bei Sedan eintraf, wurde Napoleon des Thrones verlustig erklärt und in Frankreich zum drittenmal die republikanische Staatsform eingeführt. Die Kaiserin entkam unerkannt nach England; die Gegner des Kaisers, Jules Favre und Leon Gambetta, traten an die Spitze der Regierung.
Der Kampf gegen die Französische Republik. Die republikanische Regierung in Frankreich stellte durch allgemeine Aushebung vier neue Armeen ins Feld; die erste wurde im Norden, die zweite an der Loire, die dritte an der Ost grenze und die vierte zum Schutze von Paris gebildet.
; Paris war am 19. September bereits von den Deutschen eingeschlossen. Am 27. September fand die Übergabe von Straßburg, am 27. Oktober die von Metz statt. Dadurch wurden die deutschen Streitkräfte, die diese Festungen belagert hatten, frei zur Verwendung gegen die neuen republikanischen Heere. Die französische Loirearmee wurde von dem bayrischen General von der Tann, dem Prinzen Friedrich Karl und dem Großherzoge von Mecklenburg bei Orleans, Beaune la Rolande und
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8. Die Erneuerung des Deutschen Reiches.
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in andern Gefechten besiegt und durch die Schlacht bei Le Mans vernichtet. Orleans und Tours wurden besetzt. Die Nordarmee erlitt das gleiche Schicksal durch die Schlachten bei Amiens, an der Ha lue und Saint-Quentin durch die Generale v. Manteuffel und v. Goeben; Manteuffel und Werder zwangen die Ostarmee durch die dreitägige Schlacht bei Montbeliard und Belfort, sich auf schweizerisches Gebiet zu retten. Da auch Haris sich aus Mangel an Lebensmitteln nicht mehr halten konnte und die Übergabe anbot, wurde den Franzosen am 28. Januar ein Waffenstillstand bewilligt, dem am 10. Mai der Friede zu Frankfurt am Main folgte. In diesem Frieden trat Frankreich das Elsaß und Deutsch-Lothringen einschließlich Metz ab und verpflichtete sich, innerhalb dreier Jahre fünf Milliarden Frcs. Kriegskosten zu zahlen und bis dahin eine deutsche Besatzung zu unterhalten. Der deutsche Kronprinz, Prinz Friedrich Karl, Moltke und Roon waren zu Feld-marschällen ernannt, dem Grafen Bismarck der Fürstentitel verliehen worden.
„Flammt auf von allen Spitzen, Das grause Spiel der Waffen,
Ihr Feuer deutscher Lust. Mit Gott ist's abgetan,
Und weckt mit euern Blitzen Und, die das Schwert geschaffen,
Lin Danklied jeder Brust! Die Palmenzeit bricht an.
8. Die Erneuerung des Deutschen Reiches.
Was Napoleon durch den Krieg hatte verhindern wollen, war gerade befördert worden, die Einigung Deutschlands. Während des Krieges hatte Bismarck mit den Vertretern von Bayern, Württemberg, Sachsen, Baden und der übrigen deutschen Staaten Verhandlungen behuss Wiedererrichtung des Deutschen Reiches angeknüpft. Am 18. Januar 1871 nahm König Wilhelm von Preußen die erbliche Kaiserkrone des neuen Deutschen Reiches aus der Hand der deutschen Fürsten an. Die Kaiserproklamation fand statt zu Versailles im Schlosse Ludwigs Xiv., in dem so viele Pläne zur Demütigung Deutschlands in die Wege geleitet worden waren. Sie sand statt genau 170 Jahre nach der Krönung des ersten preußischen Königs zu Königsberg. Unendlicher Jubel herrschte im ganzen deutschen Volke über die in heißem Kampf erstrittene Einheit. Alle deutschen Herzen schlugen in hoher Begeisterung dem großen Heldenkaiser entgegen, der gelobte, „allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens, aus dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung".
Dahmen, Leitfaden. Iv. Nenbtg. 7
preis dem Herrn, dem starken Retter, Der nach wunderbarem Rat Aus dem Staub uns hob im Wetter Und uns heut im Säuseln nahtl"
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4. Niederwerfung Österreichs.
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wurde dem Könige durch die entschlossenen Männer Nettelbeck und Gneisen au gerettet. Joachim Nettelbeck war ein Bürger Kolbergs, hatte schon im Siebenjährigen Kriege sich rühmlich ausgezeichnet, dann weite Seereisen gemacht und sich später als Branntweinbrenner in seiner Vaterstadt niedergelassen. Als diese in Gefahr kam, schickte der König auf seine Bitten den bedeutenden Feldherrn Gneisenau als Festungskommandanten dahin. Ihm trat Nettelbeck als Bürgeradjutant an die Seite und schützte als ergrauter Seemann — er stand im siebzigsten Lebensjahre — die Festung von der Seeseite, während Gneisenau sie von der Landseite mit Mut und Entschlossenheit verteidigte. Die großen Verdienste Nettelbecks ehrte der König durch Verleihung einer goldnen Denkmünze; auch erlaubte er ihm, die Admiralsuniform zu tragen. Der greise Seemann hatte die Freude, den Untergang des korsischen Eroberers zu erleben. Er starb im Jahre 1824 zu Kolberg im 86. Lebensjahre.
Gneisenau wurde wegen seiner tapfern Verteidigung der Festung zum Oberstleutnant ernannt. Seine Haupttätigkeit entfaltete er in den Freiheitskriegen.
Mit Kraft und Erfolg verteidigte Courbiere die Festung Grau-denz in Westpreußen. Als die Franzosen ihm meldetenr der König von Preußen habe sein Königreich verloren, antwortete er mit Festigkeit: „Nun, so werde ich König von Graudenz sein." Er ergab sich nicht, und die Franzosen konnten seine Festung nicht einnehmen. Auch er stand bereits im 74. Lebensjahre, als er so Großes vollbrachte. Nach dem Frieden von Tilsit ernannte ihn der dankbare König zum Feldmarschall und zum Gouverneur von Westpreußen. Erstarb in Graudenz 1811. <
4l Niederwerfung Österreichs.
Nach der Niederlage von Austerlitz hatte Österreich umfassende Heeresvergrößerungen vorgenommen und beabsichtigte, im Jahre 1809 den Krieg auf drei Kriegsschauplätzen, in Oberitalien, im Großherzogtum Warschau und in Bayern gleichzeitig zu beginnen. Napoleon wurde durch seine Spione, deren er in allen Ländern hatte, von den österreichischen Heeresbewegungen benachrichtigt und erschien in Bayern, wo er die noch nicht zusammengezogenen Abteilungen des Hauptheeres einzeln in der Gegend von Regensburg schlug. Der Weg nach Wien war durch keine Truppenkörper geschützt. Napoleon zog in die Hauptstadt Österreichs ein, erlitt dann aber bei den Dörfern Aspern und Eßling auf dem Marchfelde bei Wien durch Erzherzog Karl, einen Bruder des österreichischen Kaisers, eine schwere Niederlage. Dagegen siegte Napoleon über den Erzherzog bei Wagram ebenfalls auf dem Marchfelde. Die Niederlage bei Wagram zwang Österreich zum Frieden von Wien. Dieser bedeutete für Österreich das nämliche, was der Friede von Tilsit für Preußen war. Istrien, Dalmatien, Kram, Kroatien bis zur Save gingen
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5. Napoleon auf der Höhe der Macht.
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Als Österreich im Jahre 1809 den Krieg gegen Napoleon begann, rückte er eigenmächtig mit seinem Regiment aus Berlin, eröffnete den Offizieren unterwegs seinen Plan, zu den Österreichern zu stoßen, jedoch so, daß diese glaubten, er handle im Auftrage des Königs. Der König verurteilte dagegen sein eigenmächtiges Vorgehen, der Zuzug aus Norddeutschland, aus den er gehofft hatte, blieb aus; dazu kam die Nachricht von der Niederlage der Österreicher bei Wagram, wodurch sein Unternehmen vereitelt wurde. Er schlug sich mit seiner Schar bis Stralsund durch und hoffte, von dort sich nach England retten zu können. Dies gelang nicht. Stralsund war von Dänen und Holländern, Napoleons Verbündeten, besetzt. Gegen deren Übermacht nahm er den Kamps auf und fiel mit den meisten seiner Truppen. Elf überlebende Offiziere wurden nach Wesel gebracht und dort auf Napoleons Befehl erschossen; der Rest der Truppen wurde zu französischen Galeerensklaven gemacht.
Herzog Wilhelm von Braunschweig, der Sohn des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, zog gleichfalls mit einer tapfern Schar schwarzer Husaren, der sogenannten Schwarzen Schar, den Österreichern zu Hilfe und schlug sich nach deren Niederlage mit unglaublicher Kühnheit durch feindliche Länder und Heere bis zur Nordsee durch, wo er sich mit seinen Gefährten nach England einschiffte, um dort günstigere Zeiten abzuwarten. Zu Beginn der Freiheitskriege kehrte er zurück, stellte den Verbündeten ein ansehnliches Heer und starb im Jahre 1815 den Heldentods
5. Napoleon auf der Köhe der Macht.
Nach der Niederwerfung Österreichs stand Napoleon aus der Höhe seiner Macht. Frankreich hat nie einen größern Länderbesitz gehabt. Das Kaiserreich ging bis an den Rhein; Belgien, Holland, die Jllyrischen Provinzen gehörten dazu; es beherrschte nach der Einverleibung von Oldenburg, Nordhannover, Bremen und Hamburg die ganze Nordsee, hatte durch Lübeck Zugang zur Ostsee; Ober- und Mittelitalien einschließlich des Kirchenstaates bildeten ein abhängiges Vasallenkönigreich; abhängig waren ferner die Königreiche Neapel und Westfalen, das Großherzogtum Warschau, die Schweiz, sämtliche deutsche Fürsten als Rhein-bundsürsten mit Ausnahme von Preußen und Österreich. Diese hatten ihre Großmachtstellung eingebüßt. Um den Besitz Spaniens wurde noch gekämpft. Mit Rußland bestand ein Schutz- und Trutzbündnis. Die Kontinentalsperre brachte England bedeutende Nachteile. Aber das Insel-reich war noch unbezwungen und hatte seinen Vorrang zur See behauptet.
Die innere Verwaltung Frankreichs war streng geregelt. Napoleon hatte ein scharfes Auge für die Auswahl seiner Beamten und Generale. Ein bürgerliches Gesetzbuch, der Code Napoleon, hatte der Rechtsunsicherheit ein Ende gemacht. Die bezwungenen Völker trugen die Kosten seiner Kriege. In der Baukunst wich der Zopfstil, der das Zeitalter Ludwigs X'v I.
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Ii. Frankreich als Kaiserreich.
Nun trat Österreich dem Bunde gegen Napoleon bei; später auch Bayern und Schweden. Der ehemalige französische Marschall Bernadotte, den die Schweden zum Thronfolger des kinderlosen Königs gewählt hatten, übernahm sogar die Führung eines Heeres gegen Napoleon, verhielt sich aber manchmal sehr zweifelhaft. Im August siegte der preußische General Bülow bei Großbeeren, einem Dorfe in der Nähe Berlins, Blücher in Schlesien bei Wahlstatt an der Katzbach, die Russen und Preußen in Böhmen bei Kulm und Nollendors. Im September siegte Bülow bei Dennewitz in der Provinz Brandenburg und im Oktober Jork bei Wartenburg an der Elbe in der Provinz Sachsen. Die siegreichen Feldherren wurdeu nach den Orten ihrer Siege benannt. Bülow erhielt den Namen Bülow von Dennewitz, der Sieger von Wartenburg hieß von da ab Jork von Wartenburg, und Blücher wurde zum Fürsten von Wahl statt ernannt. Nur noch einmal hatte Napoleon inzwischen bei Dresden gesiegt.
Die Schlacht bei Leipzig. Am 16. Oktober begann die Völkerschlacht bei Leipzig. Den Oberbefehl führte der österreichische Feldmarschall Fürst Schwarzenberg. Vor der Schlacht forderte er die verbündeten Truppen mit einer feurigen Ansprache zum heiligen Kampfe für die Freiheit Europas und die Unabhängigkeit der Völker auf: „Der wichtige Augenblick des heiligen Kampfes ist erschienen, wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt, bereitet euch zum Streite! Russen, Preußen, Österreicher, ihr kämpft für eine Sache, kämpft für die Freiheit Europas, für die Unabhängigkeit eurer Staaten, für die Unsterblichkeit eurer Namen. Alle für einen, jeder für alle! Mit diesem erhabenen, männlichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf, bleibt ihm treu in der entscheidenden Stunde, und der Sieg ist euer!" Und der Sieg der dreitägigen Schlacht wurde von den Verbündeten gewonnen. Zwar schien es am Nachmittage des ersten Schlachttages, als ob Napoleon siegen sollte. Um drei Uhr ließ er in Leipzig zur Feier seines Sieges mit allen Glocken läuten, aber am Abende hatte Blücher bedeutende Vorteile über die Franzosen errungen. Am 17. fanden nur kleine Gefechte statt; am 18. Oktober wurde die Schlacht auf der ganzen Linie wieder aufgenommen; gegen Abend war sie gegen Napoleon entschieden, am 19. erkämpften die Verbündeten den Einzug in Leipzig. Bedeutenden Anteil an dem großen Siege hatte vor allen Blücher.
Die Kämpfe in Frankreich. Napoleon führte den Rest seines Heeres nach Frankreich zurück; die französischen Besatzungen der deutschen Festungen ergaben sich; die Herzöge von Oldenburg und Braunschweig kehrten in ihre Länder zurück, der Rheinbund trat auf die Seite der Verbündeten; das Königreich Westfalen löste sich auf, der Kurfürst von Hessen kehrte nach Kassel zurück. Das Land rechts vom Rhein war am Schluß des Jahres 1813 von Franzosen gesäubert, und Bülow vertrieb sie aus Holland. Da Napoleon Friedensanträge zurückwies, führte Blücher in
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